Dienstag, 29. März 2011

5. April Karajans Geburtstag !



Herbert von Karajan (* 5. April 1908 in Salzburg; † 16. Juli 1989 in Anif, Salzburg; geboren als Heribert Ritter von Karajan


Karriere als NSDAP-Mitglied
Karajan trat schon 1933 der NSDAP bei und machte darauf Karriere im Nazi-Deutschland. Er sank aber in der Gunst von Hitler, als er in der von ihm auswendig dirigierten Aufführung von Die Meistersinger von Nürnberg in der Berliner Staatsoper am 2. Juni 1939 falsche Einsätze gab und die Vorstellungen mit dem Fallen des Vorhanges unterbrochen werden musste. Hitler entschied darauf hin, so in den Erinnerungen von Winifred Wagner, dass Karajan niemals bei den Bayreuther Festspielen dirigieren dürfe.


Karriere nach dem Zweiten Weltkrieg
Viele Musiker waren wegen der Nazis aus Deutschland geflohen. Furtwängler und Karajan waren die prominentesten, die blieben. Beide dirigierten während der gesamten Kriegszeit. Eigenartigerweise musste sich Furtwängler nach dem Krieg viel stärker rechtfertigen als Karajan. Bis heute erscheinen Artikel in den Zeitungen, die sich der Frage widmen, wie konform Furtwängler der Naziherrschaft gegenüber war.
Karajan wurde nicht in Frage gestellt. Am 12. Jänner 1946 bereits gab er in Wien sein erstes Konzert nach Kriegsende, er wurde jedoch daraufhin von der russischen Besatzungsmacht wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft mit Berufsverbot belegt, das aber 1947 bereits wieder aufgehoben wurde.
1948, bereits drei Jahre nach dem Krieg, wurde Karajan Direktor und Ehrenmitglied, 1949 Mitglied auf Lebenszeit der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.  


Schallplattenaufnahmen
Damit begann seine einzigartige Karriere. Er war der Dirigent mit den meisten Schallplattenaufnahmen - neben den unzähligen Konzerten. 1946 begann er durch Vermittlung von Walter Legge bei Columbia Records (später EMI) eine erste große Serie von Schallplattenaufnahmen mit dem neu gegründeten Philharmonia Orchestra. Ab Mitte der 1950er- bis Anfang der 1960er-Jahre nahm er auch bei Decca in London auf, ab 1959 neben dem bis in die 1980er-Jahre laufenden Vertrag mit EMI auch bei Deutsche Grammophon. 
Das Standardrepertoire – und nur das interessierte ihn mit ganz wenigen Ausnahmen – nahm er so bis zu fünfmal auf, und die Zahl der Aufnahmen steht nach Ansicht vieler Kritiker nicht immer im Verhältnis zu ihrer künstlerischen Leistung. 
Karajans Musizierstil war meist akademisch, ohne große Wagnisse; er legte jedoch größten Wert auf den Klang. Sein Ideal war ein „entmaterialisierter“, geglätteter, „stromlinienförmiger“ Klang, der alle Körperlichkeit und Ansatzgeräusche bei der Tonbildung vermeidet.
Seine Interessen erstreckten sich nicht nur auf die Aufnahmetechnik. Er war ein Freund schneller Autos und gehörte als langjähriger Porsche-Fahrer zu dem geringen Kreis Prominenter, die den auf weniger als 300 Exemplare limitierten Porsche 959 erhielten – sogar gleich zweimal. 


Herbert von Karajan verstarb am 16. Juli 1989 in Anif an einem Herzinfarkt. Am Vormittag hatte er noch eine Probe zu Un ballo in maschera geleitet. Am nächsten Tag wurde er entsprechend seiner Verfügung ohne Benachrichtigung der Nachwelt auf dem Friedhof von Anif beerdigt. Sein Nachlassvermögen wurde auf mehr als eine halbe Milliarde Mark (etwa 256 Mio. Euro) geschätzt.



Karajan - ein Egomane
Es war ihm unglaublich wichtig, wie er in der Oeffentlichkeit dargestellt wurde. Bei Filmaufnahmen war die Kameraeinstellung scheinbar wichtiger, als was das Orchester spielte. Diese Haltung wird auf den Plattencovers von Karajan deutlich:


Diese Box enthält die orchestralen Werke Brahms, gespielt von den Berliner Philharmonikern unter Karajan. Die Box scheint mit der Darstellung zu meinen, dass der Name 'Karajan' fast so gross wie derjenige Brahms ist, das Orchester, das die eigentliche Arbeit macht, ist aber verschwindend klein dargestellt.  


Diese Tschaikovsky-Box hat eine ähnliche Aufmachung. Auffallend sind hier die blauen Augen, was erstaunt, stammt doch die Familie Karajan ursprünglich aus Griechenland.

Eine frühe Karjanaufnahme
Hitler war sich mit den Wagners einig, dass ein Dirigent für Bayreuth ungeeignet war, der während des Dirigierens die Augen geschlossen hatte und nicht in die Partitur sah.
Offenbar änderte sich die Meinung von Wieland Wagner nach dem Krieg schnell, denn 1951, vor 60 Jahren, durfte Karajan ans Pult in Bayreuth treten. Dies ist die Aufnahme der Walküre, 3. Akt, gespielt vom Bayreuth Festival Orchester unter Karajan. Aufgenommen am 12. August von Columbia, herausgegeben von der amerikanischen Columbia. Die Aufnahme erscheint als Kartonbox, innen mit mit Metallecken verstärkt, worin an einem Metallstab ein 'Buch' befestigt ist, das die beiden Platten enthält. Die Informationen zur Aufnahme stehen auf der Innenhülle der Box. Derartige 'Bücher' kennt man aus den frühen 50er Jahren. 




Die Aufnahme erfolgte mit einem Mikrophon, das über der Bühne aufgehängt war. Der Klang der Aufnahme ist ziemlich dumpf. Das liegt aber eher an der Fertigungstechnik der amerikanischen Columbia, die bei weitem nicht so gut waren, wie die der englischen Columbia. Auch ist es eine frühe Columbia. Die Platten tragen die Nummern ML 4457. Das bedeutet, dass das die 457te Produktion dieser Firma war, begannen sie ihre Vinylplatten doch mit Nummer 4000. Bayreuth ist eine Bühne, in der das Orchester unter der Bühne verborgen ist, wobei die gespielte Musik durch einen Trichter in den Zuschauerraum geleitet wird. Aus diesem Grund erscheint der Orchesterklang meistens wenig differenziert. Dafür ertönen die Stimmen um so plastischer, was bei Wagner besonders wichtig ist.

Astrid Varnay
An dieser Aufnahme fasziniert die Stimme Brünhildes, gesungen von Astrid Varnay. Nach dem Krieg gab sie 1948 in London am Royal Opera House Covent Garden ihr Europa-Debüt als Isolde (Tristan und Isolde). Im Mai 1951 gab sie ihr Debüt in Florenz als Lady Macbeth in Giuseppe Verdis Oper und lernte dabei Martha Mödl kennen. Wenig später sang sie als erste Amerikanerin auf Empfehlung von Kirsten Flagstad und auf Einladung von Wieland Wagner 1951 bei den Bayreuther Festspielen. Bis 1968 trat sie jedes Jahr in Bayreuth auf. Sie gilt als Mitgestalterin von Neu-Bayreuth und zählt neben Martha Mödl sowie Birgit Nilsson zu den „drei großen Wagnerschen Nachkriegsprimadonnen“.

Die goldene Zeit der Schallplatte: Moussorgsky auf Columbia SAX
Die Columbia Sax Aufnahmen gehören zu den besten die je gemacht worden sind. Sie sind klanglich unerreicht (zusammen mit Decca SXL, EMI ASD, RCA Living Stereo, Mercury Living Presence und anderen). Sie stehen weit über dem, was heute eine CD an Klangqualitat anbietet, von iPods etc ganz zu schweigen. Diese Aufnahmen wurden zur Zeit der Moussorgsky - Aufnahme mit nur drei Neumann Mikrophonen gemacht. Eines hing über dem Dirigenten, die beiden anderen waren an einem T auf beiden Seiten des Orchesters befestigt und erzeugten den Stereoklang. Die Toningenieure sind bekannt, bei vielen Plattenaufnahmen interessiert, wer die Platte aufgenommen hat, und wer sie geschnitten hat. Die Unterschiede in der Aufnahmequalität bei verschiedenen Toningenieuren kann mit einem Quervergleich leicht festgestellt werden. Es gibt RCAs, die hervorragend klingen, andere erscheinen langweilig.

Als Technikfreak interessierte sich Karajan auch für den technischen Bereich der Musik. Er nahm nur bei den besten Firmen auf (EMI, Decca, Columbia). Sein Vertrag mit Columbia lief 1960 aus und er wechselte zu DGG (Deutsche Grammophon Gesellschaft). Diese Columbia-Platten erkennt man an dem türkis-blassen Label mit dem Columbia-Logo und dem goldenen Stereo-Sticker vorne auf dem Cover, der in den frühen 60er Jahren verwendet wurde.

Die Mussorgsky- Aufnahme ist eine typische Karajan-Aufnahme. Sie wirkt einfach schön, geglättet, reiner Wohlklang. Andere Dirigenten lassen das Werk viel herber, schräger, ungestalter erklingen, wie es dem Charakter des Komponisten auch hätte entsprechen könnte. 


Das Werk war ursprünglich in Klavierfassung geschrieben und erst später von Ravel orchestriert worden. Diese Klavierfassungen sind oft viel schroffer und kantiger, viele davon bleiben in Erinnerung. Dieses Kantige zeigt die Darbietung von Karajan nicht. Sein Schönklang erinnert an die Salons des Zarenreichs, an die schönen Kleider, aber dass draussen die Pest wütete und Hunger herrschte, das braucht man bei Karajan nicht unbedingt zu erinnern.
Dennoch - die Platte ist natürlich sehr gesucht und wie fast alle Schallplattenaufnahmen von Karajan gut und hörenswert. Und natürlich - die Pictures of an Exhibition - ein Meisterwerk!

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